Die Passung von KlientIn und TherapeutIn ist für die Psychotherapie wie in keiner anderen medizinischen Fachdisziplin von extrem großer Bedeutung. In keinem anderen Bereich geht es so sehr um menschliche Faktoren, wie Vertrauen, Sympathie und Zutrauen. Aus diesem Grund ist es für den Behandlungserfolg extrem wichtig sich und der TherapeutIn bestimmte Frage zu stellen.

Erstes Kriterium: Sympathie

Diese drei Fragen sind besonders wichtig, um zu schauen, ob die Sympathie stimmt:

Wie war meine Erfahrung bei der ersten Kontaktaufnahme (z.B. E-Mail oder am Telefon)?

Begründung: Die erste Kontaktaufnahme erzeugt den ersten Eindruck. Diesen gilt es mit weiteren Fragen zu überprüfen.

 

Was ist mein Gefühl bei der ersten Begegnung?

In der ersten Begegnung zeigt sich, ob sich der erste Eindruck vom Vorgespräch oder E-Mailaustausch bestätigt. Dabei ist es wichtig zu schauen, ob eher positive Gefühle wie Sympathie, Erleichterung, Entspannung, Neugierde, etc. entstehen oder negative Gefühle, wie Angst, Scham, Schuld, Misstrauen, etc.

 

Fühle ich mich mit dem TherapeutIn auf einer Wellenlänge?

Was die Wellenlänge ausmacht ist manchmal schwer bewusst zu erfassen. Auch hier geht es eher um ein Gefühl. Gute Zeichen sind beispielsweise, wenn sich abzeichnet, dass man ähnliche (politische) Werte, Weltanschauungen oder Interessen teilt. Im Gespräch entsteht dann oft ein Fluss und dadurch wiederum positive Gefühle.

2. Kriterium: Vertrauen

Um herauszufinden, ob man dem gegenüber vertrauen kann, können diese Fragen helfen:

Wie sicher und geborgen fühle ich mich bei diesem TherapeutIn?

Sicherheit und Geborgenheit sind wichtige Voraussetzungen, für das Erleben von Vertrauen. Es ist völlig normal, dass man bei der ersten persönlichen Begegnung angespannt ist und Ängste oder auch Scham erlebt. Wichtig ist jedoch, wie sich diese Gefühle über die ersten vier bis fünf Sitzungen verändern.

 

Wie frei und offen kann ich über meine Vergangenheit, Anliegen oder Gefühle sprechen?

Auch bei dieser Frage geht es vor allem um die Veränderung in den ersten Gesprächen und den subjektiven Eindruck. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich aus Angst vor Bewertung viele Punkte zurückhalten muss, oder mich kaum traue Dinge von mir aus anzusprechen und sich das über die nächsten Sitzungen nicht verändert, ist das ein eher nicht so gutes Zeichen.

3. Kriterium: Zutrauen

Um herauszufinden, ob Sie Ihrem gegenüber zutrauen können, Ihnen kompetent zur Seite zu stehen, können Sie folgende Dinge fragen:

Welchen Ausbildungshintergrund haben Sie?

Diese Frage zeigt einerseits, mit welcher Arbeitsweise sie in der Therapie rechnen können, aber auch wie vielseitig der TherapeutIn aufgestellt ist. Hat Sie bereits viele verschiedene Ausbildungen absolviert, kann man eher von einem breiteren Methodenspektrum ausgehen. Wenn Sie die genannten Verfahren nicht kennen, können Sie anschließend mehr darüber im Internet nachlesen.

 

Welche praktische Erfahrungen haben Sie gemacht? Oder: In welchen Bereichen haben Sie bisher gearbeitet?

Diese Frage kann helfen herauszufinden, ob die TherapeutIn vielleicht Fachwissen in einem für Sie relevanten Gebiet hat. Hat die TherapeutIn vielleicht in einer Traumaklinik gearbeitet, so ist es wahrscheinlich, dass sie in diesem Bereich erfahren ist.

 

Mit welchem Ansatz in Ihrem Verfahren würden Sie mit meinen Themen arbeiten?

Wie in anderen Einträgen beschrieben gibt es auch innerhalb von einem Verfahren wie Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie oder systemische Therapie große Unterschiede. Lassen Sie sich genau erklären, mit welchem Ansatz die TherapeutIn arbeitet und was das für Ihre Therapie bedeutet.

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Störungsbild X (z.B. soziale Ängste) gemacht? Oder: Welche sind Ihre Behandlungsschwerpunkte?

Auch diese Frage dient dazu zu schauen, wie viele bzw. welche Erfahrung die Therapeutin bereits in dem Gebiet Ihres Anliegens gesammelt hat. Schauen Sie auch bei den Fragen zum Zutrauen darauf, welches Gefühl in Ihnen entsteht.

Fazit:

Ich kann Ihnen nur empfehlen, dass Sie sich bereits vor Ihrem Erstgespräch ein wenig Gedanken machen. Was ist Ihnen bei einer Therapie noch wichtig? Was sind Ängste und Sorgen, die Sie sie vielleicht ansprechen sollten? Was interessiert Sie an der anderen Person noch? Das Erstgespräch dient dem gegenseitigen Kennenlernen. Scheuen Sie sich nicht so viele Fragen zu stellen, wie Sie es für richtig halten, um Klarheit zu bekommen, ob Sie sich mit diesem Menschen auf das Abenteuer Psychotherapie einlassen wollen.